Geburtstagsgrüße aus Moskau
Artilleriegeschütz M1937 (ML-20) Rote Armee
Am 20. April 1945, zu »Ehren« des Geburtstages Adolf Hitlers, den dieser im Führerbunker »feierte«, legte die auf Berlin vorrückende sowjetische Armee zum ersten Mal Artilleriefeuer auf das Stadtgebiet der Hauptstadt des »Tausendjährigen Reiches«. Die Rote Armee hatte eigens zu diesem Zweck einige weittragende Langrohrgeschütze ganz nahe an die Stadt herangefahren, mit denen sie mehrere Salven ins Zentrum Berlins setzte, gewissermaßen als spezielle Geburtstagsgrüße an den »Führer« der Deutschen aus Moskau.
Die Bevölkerung wurde dadurch wenig beeindruckt. Da die Bombenangriffe schon seit Tagen ohne jede Vorwarnung auf die Stadt niedergingen, war es den Berlinern gleichgültig, ob es sich um Bomben oder Granaten handelte. Desto stärker war die Wirkung dieses Artilleriebeschusses auf die Führung und auf Hitler selbst.
An seinem Geburtstag scheint ihm in der Tiefe des Bunkers das Artilleriefeuer noch entgangen zu sein, aber in der Frühe des 21. Aprils zeigte er sich alarmiert. Er telefonierte mit General Koller, dem Generalstabschef der Luftwaffe, der mit seinem Stab in Wildpark-Werder westlich der Stadt lag. Hitler sprach vom Bunker aus.
Hitler: »Wissen Sie, dass Berlin unter Artilleriefeuer liegt? Das Stadtzentrum«
Koller: »Nein.«
Hitler: »Hören Sie denn nicht?«
Koller: »Nein! Ich bin in Wildpark-Werder.«
Hitler: »Starke Aufregung in der Stadt über Artilleriefernfeuer. Es soll eine Eisenbahnbatterie schweren Kalibers [von einer Lokomotive gezogene Geschütze mit bis zu 100km Reichweite] sein. Die Russen sollen eine Eisenbahnbrücke über die Oder haben. Die Luftwaffe hat die Batterie auszumachen und zu bekämpfen.«
Koller: »Der Feind hat keine Eisenbahnbrücke über die Oder. Vielleicht hat er eine schwere deutsche Batterie nehmen und herumschwenken können. Wahrscheinlich handelt es sich um mittlere Kanonen des russischen Feldheeres, mit denen der Feind bereits in die Stadt reichen muss.«
Hitler und seine Bunkerentourage hatten sich wohl eingeredet, dass die Rote Armee ein Eisenbahnferngeschütz habe und sich noch weit vor der Stadt befände. Sie konstruierten sich ihre eigene Wirklichkeit. Beschuss durch Feldbatterie zeigte ihnen nun auf, wie die Sache wirklich stand. Alles ging seinem Ende entgegen. Die Panzer der Roten Armee drangen in die Vorstädte ein. Die sowjetischen Soldaten sahen Schilder am Straßenrand stehen. Darauf war zu lesen: Stadt Berlin - Teufelsstadt.
9 Tage nach seinem 56. Geburtstag nahm sich Hitler zusammen mit Eva Braun im Führerbunker das Leben.
target="_blank" title="Stadtrundgang Nationalsozialimus in Berlin & Drittes Reich">Stadtrundgang Nationalsozialimus in Berlin & Drittes Reich